So holst du Hilfe!Yusuf ruft beim Kindernotdienst an

Yusuf ruft beim Kindernotdienst an

Yusuf ist sich nicht sicher, ob seine Eltern zu streng sind. Wenn er sich mit anderen vergleicht, findet er, dass er zu viele Pflichten hat.

Die Vorgeschichte

Yusuf, 12 Jahre alt. Er sitzt zu Hause und denkt mal wieder darüber nach, mit jemandem über seine Eltern zu reden. Er ist sich nicht sicher, ob sie wirklich zu streng sind oder ob ihm das nur so vorkommt. Wenn er sich mit anderen vergleicht, findet er, dass er zu viele Pflichten und zu wenig Rechte hat. Er hat neulich in der U-Bahn die Werbung des Kindernotdienstes gesehen und sich die Telefonnummer aufgeschrieben. Er ruft da an und spricht mit dem Sozialarbeiter Stefan Besteher.

Der Anruf

Kindernotdienst, Stefan Besteher.

Yusuf: Guten Tag, ich weiß gar nicht, ob ich richtig bin.

Das werden wir gleich zusammen feststellen. Wie heißt du denn und wie alt bist du?

Ich heiße Yusuf und bin 12.

Yusuf, was kann ich für dich tun?

Ich habe da eine Frage, aber vielleicht ist sie nicht so wichtig.

Frag einfach. Ich schau dann, wie ich dir helfen kann.

Ich glaube meine Eltern sind zu streng, aber ich weiß es nicht genau. Meine Freunde dürfen fast alle in der Woche bis 21 Uhr weg. Am Wochenende können einige sogar so lange wegbleiben, wie sie wollen. Ich muss in der Woche um schon um 19 Uhr zu Hause sein und am Wochenende um 21 Uhr. Nur mit großen Ausnahmen darf ich auch mal länger wegbleiben. Und meine Eltern wollen immer wissen, wohin ich gehe und mit wem ich mich treffe! Das nervt mich total!

Yusuf, Eltern wollen immer wissen, wo ihre Kinder sind. Du bist 12 Jahre alt. Die wollen wissen, wo du bist, mit wem du abhängst und was ihr zusammen macht. Das wird auch nicht aufhören, solange du zuhause wohnst. Ich finde 21.00 Uhr ist auch ok und außerdem hast du ja gesagt, dass es da Ausnahmen gibt. Ich hab da mal ne Idee. Vielleicht kannst du am Sonntag beim Abendbrot mal so die kommende Woche besprechen und schauen, ob du in der Woche mal etwas länger Ausgang bekommst und am folgenden Wochenende auch. Als Gegenleistung erzählst du denen einfach mit wem du zusammen bist, was ihr macht und wo du bist. Was hältst du davon?

Hm, ja, das kann ich ja mal versuchen.  Aber da ist noch etwas. Ich muss im Haushalt mithelfen, keiner meiner Freunde muss so viel zu Hause machen wie ich.

Was musst du denn machen?

Mein Zimmer aufräumen, ist ja klar. Aber auch einkaufen, Müll runter bringen, das Bad putzen, Blumen gießen und auf meinen kleinen Bruder aufpassen.

Die Sachen die du jetzt gerade benannt hast, musst du das alles alleine machen? Blumen gießen, Müll runter bringen, aufräumen.

Nein, meist kauft meine Mama ein, aber wenn sie keine Zeit hat, gehe ich. Außerdem auch noch Müll runter bringen und einmal in der Woche das Bad putzen. Das muss ich aber immer machen.

Und wie oft passt du auf deinen Bruder auf?

Ab und zu zwischendurch mal und dann ein Mal in der Woche für ein paar Stunden. Da gehen Mama und Papa zum Sport. Dafür bekomme ich 5 Euro.

Ich kann mir gut vorstellen Yusuf, Räumaktionen so wie Müll runterbringen, das ist lästig. Aber du hast ja gesagt, dass ihr euch das aufteilt in der Familie, dass alle irgendwie anpacken. Und dann finde ich das ok. So ist es in einer guten Familie. Und dass du fünf Euro bekommst, wenn du auf deinen Bruder aufpasst, das ist doch ok. Das ist nicht normal. Das ist doch super, oder?

Ich hab nochmal ne Frage. Macht ihr eigentlich nur so Orgasachen zusammen, oder spielt ihr auch manchmal zusammen oder macht Unternehmungen draußen, also so was Positives. Seid ihr dann auch mal miteinander unterwegs?

Nee, so ist es nicht! Am Wochenende machen wir eigentlich immer was zusammen. Manchmal bleiben wir den ganzen Sonntag im Schlafanzug und machen uns es richtig gemütlich. Oder Papa und ich bauen was in unserer Garage.

Yusuf, also wenn ich jetzt mal so zusammenfasse, was du mir erzählt hast, finde ich hört sich das ganz gut an. Also ihr macht die Sachen in der Familie zusammen. Der Papa macht was, die Mama und du auch. Für die Beaufsichtigung deines Bruders bekommst du fünf Euro, super. Und dann macht ihr Sachen zusammen die positiv sind, ihr verbringt Freizeit miteinander und spielt. Sonntags noch so lange im Schlafanzug zu bleiben finde ich lustig, ist ne Superaktion. Dich da mit deinen Freunden zu vergleichen, die nicht so viel machen müssen findest du blöd. Aber ich hab einen ganz tollen Eindruck von deiner Familie, ihr kriegt das glaube ich gut hin.

Hast du noch eine Frage?

Erst mal nicht. Wenn ich aber irgendwann mit meinen Eltern wegen irgendwas streite, kann ich dich anrufen?

Klar, Yusuf. Das hast du jetzt gemacht und das kannst du jederzeit wieder machen. Wir sind rund um die Tür geöffnet, sieben Tage die Woche und das ganze Jahr. Auch an Feiertagen. Uns können alle Kinder anrufen die in Berlin wohnen oder leben. Es können Kinder mit verschiedenen Sprachen bei uns anrufen, es gibt immer eine Möglichkeit, dass ihr in eurer Sprache sprechen könnt. Wichtig ist auch, dass nicht nur du, sondern auch deine Eltern anrufen können. Ihr könnt auch vorbei kommen. Wie machen auch persönliche Beratungsgespräche.

Was mir noch wichtig ist dir zu sagen: Es ist immer gut zu einer Beratungsstelle oder zum Kindernotdienst zu kommen, wenn es noch nicht so ganz ganz schlimm ist. Also vorher kommen, dann lassen sich bestimmte Sachen besser regeln.

OK. Dann wünsche ich dir alles Gute!

Danke. Tschüß.

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